Die Werkgruppe wurde 45 Jahre
Anfang des Jahres 1975 tagte der Gemeindekirchenrat unter der seelsorgerischen Obhut von Herrn Pfarrer Stoewer und kam nebenher zu der Überzeugung, dass auch die Frauen mehr zum Gemeindeleben beitragen könnten, zum Beispiel mit einer Handarbeitsgruppe.
Frau Mulino Struck, eine erfahrene Berufsschullehrerin, wurde gebeten und erklärte sich auch bereit, mit Ideen und Sachverstand, sich der Gruppe anzunehmen.
So traf man sich am 10.03.1975 zum ersten Werk der neuen Werkgruppe im Hannahraum unserer Kirche. Seit dem arbeiten diese Frauen fast jeden Dienstag um die Ideen und Einfälle von Frau Struck umzusetzen, die die Gruppe mit Geduld und Sanftmut zu führen und zu leiten verstand.
Es ist also viel gewerkelt und geleistet worden und es ist kaum vorstellbar, was man mit Nadel und Faden, mit Wollknäuel und Stoffresten alles herstellen kann. Mit der Technik der amerikanischen Siedlerfrauen, dem Patchwork, lassen sich darüber hinaus auch bildhafte Darstellungen herstellen und ausdrücken.
Inzwischen liegt eine Liste vor mit 92 verschiedenen Artikeln und Techniken, die in den Jahren ausprobiert worden sind. Es wurden nicht nur Topflappen, Socken und Deckchen gehäkelt und gestrickt, auch Blusen mit Smokstickereien, Perlarbeiten und Schmuck gehören zum Repertoire. Puppen, Kasperlepuppen, Marionetten, Teddybären, Engel und Tiere aller Art, Türstoppermäuse, Schürzen und Tischläufer, Decken und Kissen, aber auch Figuren aus Pfefferkuchen und Keramikarbeiten.
Aber das Ganze hätte wenig Sinn gehabt, wenn man die so wunderbar erarbeiteten Dinge nicht auch für geringe Münzen unter die Leute bringen würde. Wir machen einen Basar hieß es da, Weihnachtsbasar? Das wäre zu speziell, wir wollen je nicht nur weihnachtliche Dinge anbieten, also Martinsbasar Anfang November.
Es kam aber noch ein Tisch mit Marmeladen dazu, der sogenannte Süße Tisch, auch einige Holzbasteleien. Später wurde auch zum Sommerfest verkauft und über das Jahr kamen da schon mal vierstellige Beträge zusammen, die der Gemeindekirchenrat dankbar annahm.
Aber auch für die Kirche selbst wurde gearbeitet: Die Trauungsstühle bekamen gestickte Bezüge. Es wurden auch drei Antependien für einige Kirchen in Tansania hergestellt.
Außerdem bekamen alle Kinder, die am Heiligen Abend in der Kirche waren, jeder ein kleines Stofftier oder eine andere hübsche Kleinigkeit.
Das größte und hervorragendste Werk der Werkgruppe sind jedoch Wandbilder, die in Collagentechnik angefertigt wurden. Aus Stoffresten und Flicken sind hier wahre Kunstwerke entstanden, für mich durchaus gleichbedeutend mit so manchem Gemälde.
Im Hannahraum ist der Baum des Lebens zu bewundern und im Seitenraum wird der Zyklus des Kirchenjahres dargestellt sowie einige Einzelthemen. Jedoch das Wichtigste sind die Bildnisse in der Kirche selbst.
Es handelt sich um große Darstellungen aus dem Neuen Testament:
1) Christi Geburt, hergestellt 1985 – (s. Seite 27)
2) Der Fischzug, hergestellt 1986 – (s. Seite 27)
3) Das Gleichnis vom Sämann, hergestellt 1988
4) Christi Himmelfahrt, hergestellt 1989
5) Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, hergestellt 1990
6) Das Geschehen am Palmsonntag, hergestellt 1992
Interessant sind auf diesen Bildwerken auch die Details, die schlafenden Wächter auf dem Himmelfahrtsbild, oder der sich davon schleichende hämisch grinsende Räuber, rechts unten auf dem Samariterbild. Auch der Brunnen mit der Herberge. Bernstein auf dem Meeresgrund, aber auch die einzelnen Fische beim Fischzug sind sehenswert. Beim Einzug in Jerusalem am Palmsonntag ist im Hintergrund Jesus schon mit dem Kreuz zu sehen.
Inzwischen ist die Mehrheit der Damen der Werkgruppe in ein fortgeschrittenes Rentenalter geraten, aber von Ruhestand keine Spur, sie sind weiterhin im Unruhestand tätig.
Sie dürfen gespannt sein, denn im Mai will die Werkgruppe im Rahmen einer kleinen Ausstellung einen Überblick über ihr Schaffen der letzten 45 Jahre geben, auch ein kleiner Verkauf wird möglich sein.
Klaus-Peter Stalinski