Ein KARAT-Mitglied meldet sich aus Buenos Aires
Beim KARAT treffen sich langjährige Konfirmanden-Teamer, um zusammen mit dem Gemeindepädagogen Dirk Wassersleben die Konfirmandenstunden zu überarbeiten und die Teamerfahrten vorzubereiten. Während die meisten Jugendfahrten eher nach Wünsdorf gehen, zog es Phillip Richtung Argentinien, wo er sich einen Stipendiumsplatz innerhalb eines Austauschprogramms ergattert hatte. Corona-bedingt verläuft sein Aufenthalt etwas anders als geplant.
Lieber Karat, liebe Lydia, lieber Dirk und liebe andere,
ich hoffe, es geht Euch gut. Ich bin jetzt seit dem 12. Februar in Argentinien und hatte noch genug Zeit, mich zu akklimatisieren, eine WG zu suchen und ein bisschen die Stadt zu erkunden. Unsere Coronabeschränkungen hier begannen sehr früh und sind deutlich strenger als bei euch in Deutschland. Meine Kommilitonen habe ich nur am Einführungstag an der Uni kurz kennengelernt, gleich danach kam die Ausgangssperre. Meine ersten zwei Wochen habe ich im Hostel verbracht und mir dann vor Ort eine WG gesucht. Ich wohne in einem Apartment im 12. Stock im Ortsteil Palermo und habe eine tolle Aussicht über die Stadt.
Lebensmittel und Restaurantbesuche sind in Buenos Aires vergleichsmäßig günstig. Vegetarier und Veganer haben es etwas schwerer, aber abgesehen vom legendären argentinischen Steak gibt es auch für sie Angebote.
Das Land befindet sich in einer Wirtschaftskrise und daher ist die ökonomische Lage nicht die beste. Um an Bargeld zu kommen, kann man an Bankautomaten abheben, muss aber lange Schlangen und ein Limit von 100 € in Kauf nehmen. Die Gebühren sind auch nicht zu verachten. Lässt man sich Geld über einen Transferdienst schicken, bekommt man einen sehr viel besseren Wechselkurs. Man muss nur das Glück haben, ein geöffnetes Auszahlungsbüro zu finden.
Im Moment ist nur der Gang als Einzelperson zum nächsten Supermarkt erlaubt und die Polizei kontrolliert sehr häufig und ist überall präsent. Bei der Registrierung an der Uni ist zu Beginn einiges schiefgelaufen und ich habe die ersten Vorlesungen verpasst. Inzwischen konnte ich aber alle benötigten Module belegen und muss das Versäumte eben nachholen. Neben zwei Sprachkursen habe ich Representación Gráfica Aplicada (AutoCAD), Hidráulica General (Hydraulik) und Estructuras de Hormigón (Stahlbetonbau) belegt. Eine Vorlesung dauert hier oft vier bis fünf Zeitstunden und findet mitunter zu sehr ungewöhnlichen Zeiten statt.
Ich habe mich entschieden in Buenos Aires zu bleiben. Einige Studenten haben an diversen Rückholaktionen teilgenommen. Da ich mir aber bereits in Berlin ein Visum besorgen musste und einen Wohnort hier habe, stehe ich auf der Liste von Botschaft und Auswärtigem Amt ganz weit unten. Leute mit Touristenvisum haben Vorrang, und auch von denen sind noch viele da.
Die Menschen hier sind sehr hilfsbereit und freundlich und die Betreuung vonseiten der argentinischen Uni ist exzellent. Ich hoffe sehr, dass ich das Semester und das anschließende Praktikum beenden und noch etwas Südamerika bereisen kann, bevor ich im April 2021 wieder deutschen Boden berühren werde.
Muchos saludos, Phillip