Reisebericht Israel
Israel, ein lange ersehnter Reisewunsch geht in Erfüllung.
Im Herbst 2019 sind meine Tochter, mein Schwiegersohn und ich mit einem israelischen Reiseleiter – Emanuel – in seinem Privatauto durch Israel gereist. Emanuel weiß so viel und hat uns während der Fahrt an seinem Wissen teilhaben lassen.
Beginnen möchte ich mit einem Zitat aus der Bibel:
„Gott erschien Jakob und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott. Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel. Sei fruchtbar und mehre dich! Ein Volk und eine Menge Völker sollen von dir kommen, und Könige sollen von dir abstammen, und das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben und will es deinem Geschlecht
1. Mose 35,9
nach dir geben.“
Israel bezeichnete ursprünglich die Gesamtheit aller Stämme, die im 13. Jh. v. Chr. östlich und westlich des Jordan sesshaft geworden waren. Die Römer nannten die Provinz Palästina. Palästina, im heutigen Sinn bezeichnet die autonomen palästinensischen Gebiete. Der Staat Israel und das arabische Palästina existieren nebeneinander in einem ungelösten Dauerkonflikt, dessen Wurzeln bis in biblische Zeiten zurückreichen. Obwohl sie sich ständig am Rande eines Krieges befanden, findet man hier die Wurzeln des Christentums und so auch die Grundlagen unseres abendländischen Denkens und unseres Wertesystems. Hier ist der Schnittpunkt vieler Kulturen. Durch Handel und Reisen war man offen, neugierig, tolerant, vielsprachig. Ja, es gibt dieses Heilige Land noch. Es berührt uns, es bringt uns zum Träumen und lässt uns demütig werden.
In Jerusalem, am Tempelberg, begegnen sich die drei monotheistischen Weltreligionen aufs engste: für die Christen ist der Ort tief mit dem Leben Jesu verbunden. Für die Juden baute König Salomon den Großen Tempel, von dem nur noch die Westmauer, die Klagemauer erhalten ist, an der die Gläubigen beten. Für Muslime gehören Felsendom und Al-Aqsa-Moschee zu den wichtigsten Pilgerorten.
Auch wir beten an der Klagemauer und dann geht es treppauf, treppab durch die Altstadt. Über den arabischen Basar gelangen wir auf der Via Dolorosa bis zur Grabeskirche, in welche die letzten Stationen des Kreuzwegs münden. Der Besuch ist verwirrend: man entdeckt über zwei Etagen verteilt 30 Kirchen, die sich sechs christliche Konfessionen teilen.
Beim Verlassen der Grabeskirche stoßen wir auf den Salbungsstein, auf dem der Leichnam Christi gesalbt wurde. Gläubige knien betend davor und küssen ihn.
Wir fahren zum Ölberg, von dem wir einen herrlichen Blick auf Jerusalem, auf den hohen weißen Glockenturm der lutherischen Erlöserkirche in der Altstadt und auf den alten jüdischen Friedhof haben. Hier am Ölberg mit dem Garten Gethsemane hat Jesu mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gehalten; hier ist er verraten und verhaftet worden.
Um nach Bethlehem zu kommen, das seit 1995 der palästinensischen Autonomiebehörde untersteht, müssen wir durch den Checkpoint. Mit Sondergenehmigung kann unser Taxi, ohne anzuhalten passieren. Eine christliche Palästinenserin führt uns durch Bethlehem und in die Geburtskirche, eine fünfschiffige Basilika. Der Besuch der unter der Kirche liegenden Geburts- und Krippengrotte, wo sich viele Pilger aufhalten, ist besonders beeindruckend. Öllampen brennen hier Tag und Nacht.
Nazareth ist das spirituelle Zentrum von Galiläa. Hier hat Jesu seine Jugend verbracht. Heute ist Nazareth die größte arabisch Stadt Israels mit 35 % palästinensischen Christen. Die Verkündigungskirche steht an der Stelle, wo Maria durch den Erzengel Gabriel von der kommenden Geburt Jesu erfuhr. In der Umgebung gibt es viele Pilgerstätten im Gedenken der Wunder Jesu. Tiberias ist ein Kur- und Urlaubsort am See Genezareth und eine heilige
Stätte; denn hier wurde der Palästina–Talmud vervollständigt. Auf dem See haben wir eine schöne Bootsfahrt gemacht. Nach der Überlieferung ist Jesu hier über das Wasser gegangen. Ganz in der Nähe befindet sich der Berg der Seligpreisungen, der Ort der Bergpredigt. Die Kirche der Brotvermehrung erinnert an die Speisung der Fünftausend mit
5 Broten und 2 Fischen.
Der See Genezareth bereitet wegen des sinkenden Wasserspiegels Probleme. Es ist der einzige Süßwassersee Israels und hat bisher die Hälfte des Trinkwasserbedarfs gestillt. Doch durch Austrocknen des See Genezareth, des Jordans, der bereits jetzt nur noch ein Rinnsal ist, und des Toten Meeres, dessen Wasserspiegel jährlich um 1 m sinkt, werden die
Ressourcen knapper. Durch ausbleibende Niederschläge, zunehmende Verdunstung und übermäßiger Wasserentnahme droht dramatischer Verlust des Trinkwassers.
Das Tote Meer entstand vor 2 Millionen Jahren, es liegt 394 m unter dem Meeresspiegel und hat einen Salzgehalt von 30 %, darum ist jedes Leben in ihm unmöglich. Heute ist das Tote Meer eine Touristenattraktion mit vielen Heilbädern. Das warme, salzhaltige Wasser hilft gegen Rheuma und Nervenerkrankungen und lädt zum wohligen Schweben im Meer ein, das ein eigenartiges Erlebnis ist.
Bis fast an das Tote Meer reicht ein 440 m hohes Felsplateau, auf dem die berühmte Festung Massada liegt, die zum UNESCO-Welterbe gehört. Eine Seilbahn bringt uns hinauf zu diesem imposanten Freiheitssymbol, das in der trostlosen und heißen Steinwüste liegt. Bei glühender Hitze machen wir einen Rundgang durch die Ruinen der von Makkabäern im 2. Jh. v. Chr. errichteten Festung. Herodes hat sie vergrößert und 30 v. Chr. fertiggestellt. Er wollte sie uneinnehmbar machen. Doch 70 n. Chr. eroberten die römischen Besatzer diese letzte palästinensische Festung. Damals lebten hier 967 Männer mit ihren Familien. Als sie sahen, dass ihre Verteidigung vergeblich war, töten sie ihre Kinder, Frauen und sich selbst. Sie wollten in Freiheit sterben und nicht in Knechtschaft.
Am Westufer des Toten Meeres liegt Qumran, ein von der Sonne verbranntes Felsmassiv. Hier fand 1947 ein Beduinenjunge in einer Höhle Pergamentrollen, die ältesten Bibelhandschriften.
Tel Aviv, die weiße Stadt, die modernste Weltstadt im Nahen Osten, wird von dem bedeutendem israelischen Schriftsteller Amos Oz als hebräische Stadt beschrieben, die zwischen Orangenhainen und Sanddünen heranwächst. Sie ist erst 1909 erbaut worden, und zwar im Bauhausstil. Hier lockt Kultur mit schicken Läden und Nachtleben. Der Flughafen ist nach David Ben Gurion benannt worden, welcher nach dem Rückzug
Großbritanniens 1948 die Gründung des jüdischen Staates verkündete. Tel Aviv bildet mit Jaffa eine Doppelstadt, die sich über 15 km an der Mittelmeerküste mit herrlichen Badestränden entlang zieht. Wir haben hier einen wunderschönen Strandtag verlebt. Jaffa ist eine arabisch geprägte Stadt und wird schon in der Bibel erwähnt (Buch der Propheten
Jona 1,4).
45 km nördlich von Tel Aviv ist die bedeutende Ausgrabungsstätte der antiken Hafenstadt Caesarea, die 22 v. Chr. von Herodes erbaut wurde und 500 Jahre lang die Hauptstadt des römischen Judäa war. Emanuel führt uns durch den „Caesarea – Nationalpark“, in dem man das römische Amphitheater, Hippodrom und vieles mehr erkennen kann.
Wir fahren weiter am Mittelmeer entlang nach Haifa, die von vielen als die schönste Stadt Israels betrachtet wird.
Sie liegt an einer breiten Bucht und erstreckt sich über die Hänge des Berges Camel, in dem sich die Höhle des Propheten Elias befindet und von dem man einen malerischen Blick auf die Stadt Haifa, auf die Küste und den Bahai – Schrein (UNESCO – Welterbe) mit dem Zypressenpark und auf die deutsche Kolonie hat.
22 km weiter liegt Akko, eine der wenigen Städte Israels, die überwiegend von Palästinensern bewohnt wird und ihren arabischen Charakter bewahrt hat.
Ein Pflichttermin ist der bedrückende Besuch von Yad Vashem, der Holocaust Gedenk- und Dokumentationsstätte für die 6 Millionen Opfer der Judenvernichtung. Der Name bedeutet: „Ein Denkmal und ein Name“ und geht auf Jesaja 56,5 zurück: „Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll“.
Im Kibbuz haben wir erfahren, dass immer noch die Möglichkeit besteht seine Arbeitskraft gegen freies Essen und Wohnen einzubringen. Es gibt auch Jobs gegen Bezahlung, evtl. für Studenten.
Am letzten Abend in Jerusalem waren meine Kinder und ich bei einer israelischen Familie zum Essen eingeladen. Es gab leckere warme und kalte Gerichte und wir haben uns angeregt in englischer Sprache unterhalten.
Eine erlebnisreiche und sehr beeindruckende Reise ist zu Ende gegangen.
Hannelore Krause
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