Int. Gottesd. – Gospel Music
In meinem Kalender stand für den 3. November „Gottesdient mit Gospelmusik“ – da hatte ich mich schon beim Aufschreiben gefreut, denn vor kurzem besuchte ich ein wunderschönes Konzert mit den Joyful Singers– das ist ein im Jahr 2000 gegründeter Gospelchor. Also kam ich entsprechend eingestimmt zum Gottesdienst.
Zu Beginn des Gottesdienstes bekamen ich bzw. meine Ohren erst mal einen kräftigen Dämpfer aufgesetzt. Im Alltagsleben bin ich trotz Hörgeräten noch etwas schwerhörig. Eigenartigerweise wird das offensichtlich durch Lautsprecher verdreifacht, denn da verstehe ich fast nichts und bei Fremdsprachen reden wir nicht drüber – auf gut deutsch, ich habe weder Frau Davids offenbar sehr schöne Predigt auf Englisch verstanden noch die Übersetzung in Deutsch. Die Predigt muss an einigen Stellen sehr lustig gewesen sein wie ich aus der Mimik und Gestik von Marika David bzw. dem kräftigen Lachen aus meiner Umgebung schlussfolgern konnte.
Kurzentschlossen habe ich dieses Problem weggeschoben und mich auf die wunderbare Musik konzentriert. Shon Abram und Monica Lewis Schmidt haben wirklich begeisternd gesungen – besonders er ging mit seinem Mikrofon in der Hand durch die Kirchengänge und hat damit die Leute richtig in seinen Gesang einbezogen. Ich war fasziniert. So hat Gott die Talente gerecht verteilt: Die einen können besser singen und die anderen besser zuhören, das finde ich in Ordnung.
Aber vier jüngere und drei ältere hübsche Mädchen haben die Gemeinde noch mit einem anderen Talent überrascht: mit einem Tanz. Die Jüngeren sind noch weniger „publikumsscheu“, die Größeren in diesem Alter sind zurückhaltender – deswegen hat es mir ganz besonders gut gefallen, dass sie sich so rhythmisch nach der Musik bewegt haben. Als ich mir das kurze Video angesehen habe, hat es mich noch mal zum Lachen gebracht, zu sehen, wie bei allen drei Mädchen die langen Haare im Takt der Musik um ihre Köpfe flogen. – Allen, die der Gemeinde Freude gebracht haben, ganz herzlichen Dank. Wer auch immer diese guten Ideen hat und dafür sorgt, dass sie in die Tat umgesetzt werden – das ist bestimmt nicht nur in meinen Augen eine gute Sache.
EIGENTLICH ist jetzt alles gesagt und ich könnte mit dem Artikel aufhören. Aber mir liegt noch etwas auf dem Herzen. Frau David fragte die Gemeinde zu ihrer Meinung zu den 12 Thesen aus dem Brief des Paulus an die Römer 14. Nicht zu viele, aber vereinzelt kamen Kommentare zu einem der Punkte. Und ich saß da und war zu feige, was zu sagen – wirklich zu feige, da ich zur These 8 eine konträre Ansicht habe. Deren Text lautet:
Leben wir, so gehört unser Leben dem Herrn. Sterben wir, so gehört unser Sterben dem Herrn. Ob wir leben oder sterben, wir gehören zum Herrn.
Ich weiß, dass ich Gott nicht für Hunger, Katastrophen und Kriege verantwortlich machen kann, die weltweit auftreten und zu einem großen Teil von den Menschen selbst verursacht wurden. Aber dennoch sträubt sich alles in mir, dieses massenhafte Sterben von vollkommen unschuldigen Zivilisten, vor allem aber von den vielen, vielen Kindern so dargestellt zu sehen, als wären sie alle in ihrem Tod in Gott geborgen, ob dieser Gott nun Allah, Buddha, Messias oder anders genannt wird, ist gleichgültig, im Bombenhagel stirbt jeder Mensch, jedes Kind für meine Begriffe nicht in oder für einen Gott, sondern einfach an der Machtbesessenheit der führenden Politiker – ob in der Ukraine, im Libanon, in Gaza oder im Sudan. Und da kann ich das für mich nicht mit frommen Worten akzeptieren. Die 15jährige Tochter meiner besten Freundin lebt wegen widriger Umstände bei ihrem Vater im Libanon. Durch ihre Recherchen bekomme ich einen Teil der Grausamkeiten mit, die dort passieren – warum machen Menschen so etwas, warum lassen das andere Menschen zu, warum lässt Gott solche Grausamkeiten zu???
AC.H.